Ortsteile

Unsere Ortsteile im Überblick: Informationen und Eindrücke auf einen Blick

Vorbemerkung zur Geschichte der Teilorte

Die Höfe in Obereggatsweiler, Untereeggatsweiler, Krumbach, Figels und Burgstock werden seit dem Mittelalter und in den urkundlichen Erwähnungen der Klosterbuchhaltung des Prämonstratenserklosters Schussenried als „Obere Höfe“ bezeichnet. Heutzutage liegen sie am äußerst östlichen Rand der Stadt Bad Saulgau und des Kreises Sigmaringen, an der Grenze zum Landkreis Biberach.

Mit dem Zeitpunkt des – allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten – Übergangs in den Herrschaftsbereich des Prämonstratenserklosters Schussenried begann für die fünf Ansiedlungen eine gleichlaufende geschichtliche Entwicklung der herrschaftlichen und politischen Zuständigkeiten. Alle fünf gehörten zum Bann der erbrtuchsessischen Grafschaft von Friedberg-Scheer. Die Bauern waren Falllehensbauern. Das heißt, die Bauern erhielten vom Kloster das Lehen Zeit ihres Lebens. Nach dem Tod eines Bauern ging ein Hof wieder an das Kloster zurück, Nachfolger konnte ein leiblicher Verwandter sein, musste es aber nicht. Der Bauer musste Abgaben in Geld oder Natura ans Kloster leisten. Nach dem Ende Vorderösterreichs kamen sie - mit den anderen Klosterorten Schussenrieds – gemäß dem Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 - an die Standesherrschaft von Sternberg-Manderscheid.

Im Jahr 1689 wurden Unter- und Obereggatsweiler sowie Burgstock durch einen Pater vom Kloster Schussenried versehen (wie auch Allmannsweiler und Reichenbach). In Unter-/Obereggatsweiler (einschließlich Burgstock) zählte man im 17. Jahrhundert fünf Höfe.

1835 veräußerte die Grafenfamilie die Besitztümer (einschließlich Unter- und Obereggatsweiler, Figels und Krumbach) für eine Million Gulden (entspricht der heutigen Kaufkraft von zehn Millionen Euro) an das Haus Württemberg, zuzüglich zwei Renten pro Jahr von 3.600 Gulden (36.000 Euro). Die territorialen Rechte hielt das Königshaus Württemberg bereits seit 1806 (Rheinbundakte, Napoleon).

Die fünf Ansiedlungen Unter- und Obereggatsweiler, Burgstock, Figels und Krumbach kamen geschlossen zur Gemeinde Reichenbach, wo sie bis 1936 verblieben. Innerhalb der Gemeinde bildeten sie eine Teil- und Filialgemeinde mit einem eigenen Ortsvorsteher (damals: Anwalt), einem eigenen „Theilgemeinderat“ sowie Verwaltungszuständigkeiten. 1926 wurden Unter- und Obereggatsweiler über eine eigene Transformatorenstation ans Stromnetz angeschlossen, 1928 erfolgte die Verbindung mit dem Telefonnetz.

Bereits im Jahr 1919 stießen die Familienoberhäupter die Umgemeindung an Braunenweiler an und stellten einen entsprechenden Antrag an das Ministerium des Innern in Stuttgart. Doch die Umgemeindung kam nicht zustande. Ein Grund war die offene Frage der Entschädigungszahlung an Reichenbach. Im Dezember 1930 unternahm Anton Kneussle von Krumbach einen neuen Anlauf, um eine Umgemeindung nach Braunenweiler zu erreichen. Doch bereits innerhalb der Familienoberhäupter herrschte Uneinigkeit. Den Antrag unterzeichneten nur Krumbach und Figels, die Bürger von Eggatsweiler und Burgstock zeigten nur wenig Begeisterung, heißt es in den Quellen. Es wurde diskutiert, die interessierten Höfe herauszutrennen.

Erst im Herbst 1933 stimmten auch die Bewohner von Eggatsweiler und Burgstock der Umgemeindung zu. Am 8. Oktober 1933 forderte das Oberamt Saulgau die Gemeinde Braunenweiler auf, die Kosten einer Umgemeindung von Figels und Krumbach mit der Gemeinde Reichenbach zu klären. Die Verhandlung fand unter dem Vorsitz von Landrat Lanz (1924 bis 1934) in Reichenbach statt. Es nahmen teil der Gemeinderat Reichenbach, der Teilgemeinderat Obereggatsweiler und der Gemeinderat Braunenweiler. Der Umgemeindung von Krumbach und Figels wurde zugestimmt.

Noch in derselben Sitzung äußerten die versammelten Bürger der übrigen Teilgemeinde Obereggatsweiler, den Anschluss an Braunenweiler einzuleiten. Begründet wurde diese Haltung nun mit der steuerlichen Schwächung der restlichen Teilgemeinde nach dem Ausscheiden von Figels und Krumbach. Ein weiterer Grund war der weite Schulweg der Eggatsweiler Kinder nach Allmannsweiler, während die Braunenweiler Schule nur einen Kilometer entfernt lag. Weitere Gründe, die angeführt wurden, waren der Kirchenbesuch der Eggatsweiler Bürger im Braunenweiler und die wirtschaftlichen Beziehungen nach Braunenweiler. In der Sitzung vom 24. April 1934 wurde schließlich die Umgemeindung beschlossen.

Um die Verluste der Gemeinde Reichenbach auszugleichen, zahlte Braunenweiler in den ersten zehn Jahren 700 Reichsmark (entspricht der Kaufkraft von rund 4000 Euro heute), danach 400 Reichsmark (rd. 1600 Euro) jährlich. Die Umgemeindung erfolgte am 1. April 1935, Obereggatsweiler gab seine Eigenständigkeit auf, ein Mitglied des dortigen Gemeinderats wechselte in den Gemeinderat Braunenweiler. Es folgte auch eine Loslösung des Schulverbandes mit Allmannsweiler, ebenfalls gegen eine jährliche Gebühr.

Im Jahr 1975 wurden die ehemals als „Obere Höfe“ bezeichneten Weiler im Rahmen der bislang letzten Kommunalreform zusammen mit Braunenweiler Stadtteile Saulgaus.

Braunenweiler – Ortskern

Foto: Bernhard Wetzel

Figels und Krumbach (Frommenschweyler, Frumentschweiller)

Foto: Bernhard Wetzel
Foto: Bernhard Wetzel

Die Ortsangaben für die beiden Höfe Figels und Krumbach wurden in den historischen Aufzeichnungen immer wieder vermischt und sind zum Teil widersprüchlich. Ab 1537 ist in den Protokollbüchern des Klosters Schussenried die Familie Holzwarth aus Ertingen nachgewiesen, zunächst aber unter der Ortsbezeichnung Krumbach und erst ab 1623 eindeutig unter Figels. In der Literatur wird vermutet, dass das Kloster beide Höfe unter Krumbach führte und erst später differenzierte. Die Höfe kamen unter Schussenrieder Klosterherrschaft im Jahre 1468 durch Kauf, in der Urkunde ist von den Höffen Krumbach und Frommenschweyler die Rede. Krumbach und Figels waren vor 1502 wohl Bestandteil der von Buchau in zwei Halbteilen verliehenen Vogtey zue Braunenweiler, die im Jahr 1502 den Truchsessen von Scheer zufiel. Truchsess Eberhard von Sonnenberg zu Waldburg erwarb die Höfe in Figels und Krumbach am 12. Oktober 1468 und sie kamen unter die Lehensherrschaft des Reichstifts Schussenried und wurden – zusammen mit den Höfen in Untereggatsweiler, Obereggatsweiler und Burgstock – unter dem Begriff „Obere Höfe“ zusammengefasst.

Die Höfe: St. Joseph in Figels bestand später aus drei Teilhöfen („alter“, „neuer“ und „hinterer“ Hof), St. Barnabas (später vorderer und hinterer Reberhof) und St. Matthias (später Kneußle) in Krumbach.

Obereggatsweiler

(vorkommende Bezeichnungen: Gebratsweiler, Gebertschweiler, Gebraswyler, Gebratschweiler oder Ober-Eggenschweiler im Lehensbuch des Klosters Schussenried)

Foto: Bernhard Wetzel

Die erste Nennung datiert wohl aus dem Jahr 1305. Der Vogt zu Mengen und Sigmaringen stellte der „Weide zu Gebratsweiler“ einen Spruchbrief aus. Ab 1392 ist der Hof dort als württembergisches Lehen nachgewiesen. Graf Eberhard zu Stuttgardt gab das Lehen an Hans von Obernhein. Im Jahr 1435 kam der Hof durch einen Verkauf zum Herrschaftsbereich des Klosters Schussenried. Der Weiler bestand aus einem Hof des hl. Wobey (auch: Schutzengelgut). Wie die Höfe in Untereggatsweiler, Burgstock, Krumbach und Figels fiel auch der Hof in Obereggatsweiler im Zuge der Säkularisation an die Grafen von Sternberg-Manderscheid und 1835 schließlich zum Hause Württemberg. Damit schloss sich der Kreis zum bis zum Jahr 1435 bestehenden württembergischen Lehen.

Untereggatsweiler

Foto: Bernhard Wetzel

Die eigentliche Siedlung geht wohl auf das 8. oder 9. Jahrhundert zurück. Urkundlich wurde Untereggatsweiler erstmals im Jahr 1275 im Liber Decimatoris (Verzeichnis des Kreuzzugs-Zehnten für die Diözese Konstanz) als Oeggerswiler erwähnt. Der Name Oegger („der Weiler von Oegger“) geht wohl auf eine Person dieses Namens zurück. 1324 wurde Untereggatsweiler im Liber Quartarum sogar als Dekanat genannt. Dekanat bezeichnete damals aber den Wohnsitz des Kapitelvorstands (Dekan). Auch die zweite urkundliche Erwähnung findet sich in einer Aufzeichnung der Diözese Konstanz, 1353 im Taxierungsbuch Liber taxatonis, als Bischof Johannes von Konstanz Erträge und Einkünfte der Gemeinden seiner Diözese untersuchen ließ. Das Patronat lag in dieser Zeit bei den „Edlen von Molpertshaus“. Wie lange das Patronat Bestand hatte, ist nicht bekannt.

Bereits im Jahr 1391 war die Übergabe an das Kloster Schussenried erfolgt, der Ort Oeggerschwyler war Teil einer Schenkung. Der Vogt Hans von Obernheim übergab Kirche und Kirchensatz, den Zehnten und die Vogtei an das Kloster Schussenried. Das implizierte auch das Widdum, die Mitgift seiner Frau, weshalb er dafür auch deren Auskommen garantieren musste.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Eggatsweiler eine eigenständige Pfarrei. (Die Grundherrschaft hatte zunächst der Graf von Friedberg inne, was dann an das Haus Waldburg ging. Dies wurde durch einen Vergleich im Jahr 1550 geregelt. Diese Oberhoheit ging zusammen mit anderen sieben Höfen 1743 an das Stift Buchau.)

Unter anderem entbrannte Ende des 14. Jahrhunderts der Eggatsweiler Kirchenstreit (1391 bis 1420), in den sogar der Papst - und damit der Vatikan - involviert war. Dabei ging es nach der Übernahme der Pfarrei durch das Kloster Schussenried um die Frage, wer in Zukunft die Besetzung der Pfarrstelle bestimmte. Im Jahr 1435 schließlich kam Untereggatsweiler auch urkundlich zum Kloster Schussenried. Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte eine Zusammenlegung mit der Pfarrei Allmannsweiler (vor 1647), 1698 schließlich zur Pfarrei Reichenbach. Diese pfarrliche Zuordnung bestand bis 1936. Mindestens bis 1803, dem Jahr der Säkularisation (einhergehend mit der Auflösung des Klosters Schussenried), war Eggatsweiler im juristischen Sinn kirchenrechtlich eigenständig, wahrscheinlich sogar bis ins Jahr 1828, dem Jahr der Gründung der Diözese Rottenburg, zu der Untereggatsweiler ab diesem Zeitpunkt gehörte. 1936 erfolgte schließlich die kommunalpolitische Zuordnung zu Braunenweiler.

In Untereggatsweiler gab es bis Ende des 18. Jahrhunderts drei Wohnplätze, allesamt Lehnsgüter des Klosters Schussenried: St. Michael (später Nassal-/Meher-Hof), St. Gabriel (Wetzel-/Kuon-/Löffelhardt-Hof) und St. Raphael (Bleicher-/Sonnenmoserhof). 1797 kam das Anwesen St. Sylvanus (Thea Straub), 1816 das Anwesen St. Carolus (Schönberger-Hof) hinzu.

In Untereggatsweiler ist seit dem 16. Jahrhundert ein Kirchenbau nachgewiesen. Die erste Kirche wurde 1581 erstmals urkundlich erwähnt. Es war eine Holzkirche, die dem hl. Georg geweiht war. Der 30jährige Krieg setzte dem Gotteshaus zu, das sich ohnehin in schlechtem Zustand befand. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche renoviert: Im Jahr 1725 entstand – nach dem Abriss des Holzbaus – an selber Stelle eine Barockkirche, die in ihren Grundmauern heute noch besteht. Die Stuckdecke ist Werk des Mailänder Stuckateurs Nicolao Berthi, Johannes Bergmayer aus Biberach malte die insgesamt zehn Fresken. Gabriel von Wurzach schuf unter anderem das vergoldete Kreuz auf dem Turm, Georg Anton Machein aus Überlingen im Jahr 1728 den Altar. Die Figuren des hl. Georg und des hl. Wendelin – Werke des Saulgauer Bildhauers Hermann Stärk – kamen erst 1888 hinzu. Nachdem die Kirche immer wieder durch Arbeiten instandgehalten wurde, fand eine erste umfangreiche Renovierung im Jahr 1953 statt. Die neue Wendelinusglocke wurde bereits 1951 geweiht, nachdem in Kriegszeiten die bestehenden Glocken als „Metallspende“ immer wieder eingeschmolzen worden waren (während des 1. Weltkriegs und zuletzt im Jahr 1942). 1978 bis 1985 wurde die Kapelle außen und innen saniert. Am 7. Juli 1985 weihte Domkapitular Prälat Georg Kopp den Altar feierlich. Eine zweite Sanierung war in den Jahren 2012 bis 2014 notwendig, um Senkungs- und Mauerschäden zu beheben.

Der Name des Weilers änderte sich in den Jahrhunderten oft (Oeggerswiler, Öggerwiler, Oeggartswiler, Eggenschweiler, Eggentschweiler, Eugetschweiler, Euggenschweiler, Aigentschweiler, Aigetschweiler, Öggentschweiller, Eggetschweiler bis hin zum heutigen Ortsnamen Unter- und Obereggatsweiler). Insgesamt trug die Siedlung zwölf verschiedene Namen, meist eine Abwandlung/Urform des heutigen Namens, der teilweise auch der Veränderung von Wort und Schrift im Laufe der Jahrhunderte zuzuschreiben war – aber auch der Schreibfähigkeit der Chronisten.

Burgstock - Burg Braunsberg, Brunnsperg

Weitere Infos zum Burgstock auf: Burgstock Untereggatsweiler

Foto: Bernhard Wetzel

An der Stelle des Burgstock-Hofes stand die Burganlage Brunnsperg (oder auch Braunsperg). Zu dieser gibt es aber nur sehr wenige geschichtliche Hinweise. Aus dem späten 13. Jahrhundert (1282 bzw. 1291) ist überliefert: Adelige saßen auf der Burg Braunsperg. Die Herrn von Braunsperg hatten ihr Sitz auf einer Parzelle Burgstock und waren die Truchsessen der Äbtissin von Buchau. In einer weiteren Notiz werden die Herren der Braunsperg in Straßberg verortet. Die Burg soll im 13. und 14. Jahrhundert Sitz Reichenbacher Adeliger gewesen sein (Quelle: Spahr, Gebhardt: Oberschwäbische Barockstraße I Ulm bis Tettnang, S. 138, Friedrich von Reich. 1977). Ein Indiz für die Richtigkeit der Angabe ist, dass im Jahr 1371 ein Friedrich von Reichenbach die angrenzende Vogtei Braunenweiler in Besitz hatte. Man muss sich die Burg ähnlich vorstellen, wie es heute der Nachbau der Bachritterburg in Kanzach zeigt. Immer wieder gab es Grabungen nach Überresten der Burg (1932, 1957), die aber erfolglos blieben. Wann die Burg aufgegeben wurde, ist nicht belegt. Erwähnt wird lediglich, dass die Zerstörung durch äußere Gewalt, also einen Überfall, erfolgte. Schriftliche Belege gibt es nicht. Um den Rittersitz ranken sich Sagen von einem sagenhaften Goldschatz und einem Burgfräulein, der Roten Nähre. Diese soll mit ihrem Pudel den Schatz bewachen.

Der erste geschichtliche Nachweis datiert aus dem Jahr 1428, in dem Jahr, in dem Burgstock in den Herrschaftsbereich des Klosters Schussenried gelangte. Der damalige Besitzer, Michael Humpiss, Bürger von Ravensburg, verkaufte Burgstall und Burghof für 575 Gulden (rund 6.000 Euro) an das Kloster Schussenried. 1705 entstand an selber Stelle ein Jägerhaus. Im Jahr 1718 erbat sich Michael Fässler Brunnenwasser einer auf Braunenweiler Gemarkung liegenden Wiese in den Burgstockhof einfließen lassen zu dürfen. Das Wasser sprudelte bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Hof war zwei Generationen im Besitz der Familie Fässler, dann im Besitz der Familie Wetzel (durch Einheirat). Seit 1980 befindet sich der Hof im Besitz der Familie Schwarz.

Textquellen:
– Keller, Josef; Neher, Alwin; Stützle, Ottmar; Wetzel, Bernhard (hrsg.: Förderverein Braunenweiler/Gmeiner Verlag): Braunenweiler – eine Dorfchronik. Meßkirch. 2015.
– Spahr, Gebhardt: Oberschwäbische Barockstraße I Ulm bis Tettnang. Geschichte, Kultur, Kunst, S. 138. Weingarten. 1977.